I don't like Deadpool

geschrieben von Moritz

Ein kleiner Rant zwischendurch, unüberarbeitet und aus dem Bauch heraus. Meiner Erfahrung nach wirken Filmreviews in 75% der Fälle so als wären sie von arroganten Ärschen geschrieben worden die ihre Meinung für unfehlbar halten, let's hope dass ich das nicht so mach. Denn ich bin sehr fehlbar, und wer Spaß an den Deadpool Filmen hat, good for you, alles subjektiv, ich als Fan von my little pony und dem Super Mario Bros Film sollte sowieso keinen Geschmack verurteilen. Ich hab nur Bock, meine Meinung zu schreiben.


Spoilers.

Ich gehör zu den Leuten, die lang bevor der erste Deadpool in die Kinos kam irgendwann auf eine gute Verfilmung von dem Stoff und dem Charakter hofften, nachdem ein Großteil der Comics und das Deadpool Videospiel ziemlich fooking cool und durchkonzipiert waren. Und ich bin auch eigentlich extrem leicht zu begeistern wenn es um smart eingebundene popkulturelle Anspielungen geht, I'm a sucker for that. Den ganzen shtick mit 4th wall breaks und Charakteren die Bescheid wissen dass sie fiktiv sind, gab es zwar vorher auch schon oft (so ziemlich jeder Mel Brooks Film, Shakespeare-Stücke (!), Abed in Community, House of Cards, usw.), aber Deadpool hat das ganze Konzept meiner Meinung nach auf ein neues Level gehoben. Die 4th wall breaks und das Wissen darüber in was für einem Medium er sich grad befindet sind zwar lustige throwaway jokes, die die ganze Atmosphäre bissl auflockern und überraschen können. Aber vor allem sind sie oft auch dem Verlauf der Story dienlich, bringen was weiter, sind sinnvoll eingesetzt und "passieren" nicht einfach nur weil haha lol. Meistens. Mir fällt da meine Lieblingsstelle aus dem Videospiel ein, wo Deadpool irgendwie über einen weiten Abhang kommen muss. Die Lösung ist, dass er genug denken und innere Monologe führen muss, damit haufenweise Denkblasen erscheinen, die er als Brücke zweckentfremden kann. Das find ich super. Er ist sich nicht nur über Medium und Genre bewusst, sondern kann die Regeln dieses Genres zu seinem Vorteil verzerren und ändern, die 4th wall breaks sind unterhaltsam UND haben einen tatsächlichen Nutzen.

Also ich bin Fan von Deadpool. Wenn es nicht grad um die Filme geht. Ich hab mir viel erwartet, wie sich das ganze Deadpool-Konzept in einem Spielfilm auswirkt. Wie können die Regeln von einem konventionellen Superheldenfilm gebogen und gebrochen werden, mit jemandem wie Deadpool als Hauptcharakter? Ja offenbar eh gar nicht. Was ich eigentlich erwarten hätte können, denn auch wenn Deadpool draufsteht, sind es ja immer noch Marvel Filme. Ach so ja, hab ich noch gar nicht gesagt, Marvel im Allgemeinen geht mir ziemlich auf den Sack. Da breiten sie ein fettes zusammengehöriges Universum aus, in dem sich 1000 verschiedene Geschichten abspielen, und irgendwie schaffen sie's trotzdem dass jede dieser Geschichten immer wieder dieselbe ist. Fucking Marvel. Geh doch scheissen, du schirch colorcorrectedes repetitives Disneyfickstück. Ja anyway. Ich war bei Deadpool.

Nachdem ich schon den ersten Deadpool nicht so prickelnd wie erhofft fand, hat man mir den zweiten Teil empfohlen, weil der viel gewitzter, durchdachter, humorvoller und in einfach jeder Hinsicht besser sein soll...mnyeh. Was mir hauptsächlich abging, war der oben erwähnte Nutzen der ganzen lolligen Anspielungen und selbstrefentiellen Hoohas. Was zum Fick gewinnt der Film dadurch, dass Deadpool irgendwelche bekannten Filme oder Serien namedropt? Viel mehr als nur Namedropping ist es ja nicht, wenn er sagt "Hey, du siehst aus wie Pinkie Pie aus der Kinderserie My little Pony.". Es ist auch kein tatsächlicher Witz, es wird nur etwas erwähnt, von dem man ausgeht dass die Fanbase es mag. "Und wenn die Fanbase das mag, dann mag sie doch sicher auch Deadpool, wenn er erwähnt was die mögen, nicht?" Nein. Fuck you. Man kann auch sinnvoll mit Anspielungen umgehen. Ein paar Beispiele dafür gab es sogar im Film, warum sie das nicht öfter machten weiß ich nicht. Zum Beispiel gegen Ende vom Film kommt Deadpool in eine Art Jenseits, wo er seine tote Frau trifft. Sie sind getrennt von irgendeiner mystischen durchsichtigen Wand, doch sie greift mit ihrer Hand durch und zieht ihn in ihre Welt, wo sie rummachen und sich ur lieb haben. Dazu spielt im Hintergrund "Take on Me". That's great. Wer das Musikvideo kennt, weiß wieso ich das great find. Der Film ist auf natürliche Weise zu dieser Szene gekommen, es wurde nichts erzwungen nur der Anspielung wegen. Selbst ohne das Lied im Hintergrund würde die Szene Sinn in der Story machen, aber durch das Lied dazu bekommt die Szene einen Touch mehr. Einen Touch mehr Humor, einen Touch mehr Emotion, einen Touch mehr Nostalgie, einen Touch mehr  Atmosphäre. Die Atmosphäre vom Originalmusikvideo färbt auf den Film ab und gibt ihm was dazu, der Film gewinnt dadurch an etwas, die Anspielung wurde intelligent eingesetzt. Aber das ist ein seltener Moment im Film. Meistens ist es eben nur sinnloses Namedropping ohne Gag, ohne irgendwas.

Wogegen ich prinzipiell eigentlich auch nicht wirklich etwas habe. Eine Anspielung oder Parodie muss nicht immer supersmart und "nützlich" sein, auch Bullshit kann unterhalten. Aber dann muss es eben unterhalten, und sich Mühe geben einen Joke daraus zu machen. Auch da gibt's ein Beispiel aus dem Film. Ganz am Schluss wenn Deadpool mit der Zeitmaschine herumreist um Ryan Reynolds umzubringen während er das Drehbuch zu "Green Lantern" in der Hand hat. Völlig nutzlose Anspielung, der Film würd auch ohne diesen Joke derselbe sein. Aber er ist lustig. Deadpool hätte auch einfach irgendwann im Film zu jemandem "Hehey, du erinnerst mich an Green Lantern" oder was auch immer sagen können, wie er es die meiste Zeit macht. Stattdessen haben sie Green Lantern mit Humor eingebaut, sie haben sich tatsächlich was dabei gedacht und sich Mühe gegeben wo und auf welche Weise so eine Anspielung eingebaut werden kann um Lacher zu erzeugen. Sie haben sich mit der Idee gespielt, Spaß daran gehabt, und das merkt man. Der Rest wirkt eher so als wären sie eine Checkliste durchgegangen an populärem Zeug das noch irgendwie mal erwähnt werden muss.

Ich kling wie einer dieser nervigen "im Comic war das ganz anders und besser, shitmovie!" Menschen hab ich das Gefühl. Vielleicht irr ich mich, aber ich glaub nicht dass ich ein Fanboy bin, der das Original immer streng religiös verteidigt. Super Mario for example ist eine meiner größten Popkulturlieben. Der Super Mario Bros Film war obviously ziemlich mies und hat vom Videospiel so gut wie gar nichts integriert. Aber ich mag ihn trotzdem sehr gern, er macht Spaß und wirft einem immer neue unerwartete Scheisse entgegen, es ist eine Achterbahnfahrt. Solang man sich nicht erwartet eine Repräsentation vom Videospiel zu sehen und einfach das Hirn abschaltet, ist es ein cooler Film, selbst wenn er dem Original "nicht gerecht" wird.
Und zwar weil die Macher vom Film sich offensichtlich Mühe gegeben haben. Sie wollten etwas erschaffen, das Spaß macht und mal was anderes ist als man erwartet. Diese Mühe der Macher dahinter ist beim Anschauen sehr spürbar und macht vieles das objektiv eigentlich schlecht ist, um ein vielfaches besser. Aus dem gleichen Grund mag ich auch The Room sehr gerne. Natürlich ist es ein Scheißfilm, aber Tommy Wiseau wollte da wirklich etwas Gutes machen und hat sich nicht abhalten lassen, er hat sein Ding durchgezogen, das respektier ich sehr.

Bei Deadpool spür ich das nicht. Ich hab da nicht das Gefühl, dass hinter dem Film Leute standen, die eine eigene Vision durchsetzen wollten, sondern zig verschiedene Leute die sich in mehreren Meetings und Schreibsessions darüber beraten haben wie sie den Film am profitabelsten an 16 bis 30 jährige Geeknerdpopkulturfanboys vermarkten können. Das ist keine Idee, das ist einfach ein Kompromiss aus lauter Sachen die für sich gut hätten sein können, aber dann durch den Filter von Zielpublikumausweitung als verdünnte Scheissesuppe rauskommt. Die Postmoderne kann mehr als so 'nen Wix, Community ist fo example ein Meisterwerk des referentiellen Humors.

Ich erinner mich grad, dass ich Ready Player One aus ähnlichen Gründen nicht mag. Hui, I'm a hateful little boi. Aber keine Sorge, es gibt viel mehr Sachen die ich mag, als Sachen die ich nicht mag. Bisschen Ranten muss trotzdem manchmal sein. In dem Sinne, fuck Marvel.